Symphoniekonzert
Sonntag, 13.03.2016 17.00 Uhr
St. Lambertus-Kirche Castrop-Altstadt
Ludwig van Beethoven
Egmont - Ouvertüre für Orchester Op.84
W.A.Mozart
Konzert für Klarinette und Orchester K.V.622
Ludwig van Beethoven
Symphonie Nr.7 A-Dur Op.92
Ausführende:
Mitglieder der Bochumer Symphoniker
Bernd Schreiber (Klarinette)
Leitung: Klemens Koerner
Eintritt: 12,00 €
10,00 €(Mitglieder der Kulturgemeinde)
6,00 € (Schüler und Studenten)
Klemens Koerner, in Strehlen/Schlesien geboren, hatte bis zu seinem Abitur Klavierunterricht. Es folgte das Studium für das Lehramt mit dem Wahlfach Musik.
Neben seiner Tätigkeit im Schuldienst war er von 1973 bis 2005 Lehrbeauftragter im Fach Klavier an der Universität Dortmund. Dem renommierten Kammerchor derselben Universität stand er in dieser Zeit als Korrepetitor zur Verfügung.
Bis zur Pensionierung 1998 war er Mitglied des Staatlichen Prüfungsamtes im Fach Musik der Universität Dortmund.
Darüber hinaus leitet er zwei Chöre, auch begleitet er andere Chöre bei Konzerten und ergänzt ihre Programme durch solistische Beiträge an Orgel und Klavier.
Den Kirchenchor St. Elisabeth leitet er seit 1960.
Ludwig van Beethoven: Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel "Egmont" op. 84.
Als Ludwig van Beethoven im Herbst 1809 vom k.k. Hoftheaterdirektor Hartl den Auftrag erhielt, zu Goethes Trauerspiel "Egmont" eine Bühnenmusik zu schreiben, sagte er sofort zu. Das war keineswegs selbstverständlich. Der Komponist war in dieser Zeit bereits so bekannt und anerkannt, daß er durchaus ablehnen konnte, was ihm nicht wichtig und passend erschien. Hier aber hatte der Auftraggeber offenbar einen Nerv getroffen. Das Aufbegehren der Niederländer gegen die spanischen Gewaltherrscher endet zwar mit dem Tode ihres Helden Graf Egmont, es bricht aber der Freiheit eine Bresche. Solche Ideen eines heroischen Kampfes beschäftigten Beethoven in jenen Jahren ganz besonders und sie hatten in seiner fünften Symphonie gerade eine geniale Formulierung gefunden. Die Egmont-Musik, vor allem die Ouvertüre, spiegelt den Kampf eines leidenden Volkes gegen die Unterdrückung, den Tod des Helden, aber schließlich den Sieg der Freiheit.
Die Bühnenmusik enthält insgesamt 10 Nummern. Neben der Ouvertüre sind es vor allem zwei Lieder Clärchens, der Geliebten Egmonts, und Zwischenaktmusiken, als letztes schließlich die "Siegessymphonie". So großartig diese Einzelstücke sind, es ergeht ihnen nicht anders als allen Bühnenmusiken: sie werden zusammen mit dem Trauerspiel nicht mehr aufgeführt. Damit teilt die "Egmont-Musik" das Schicksal all der vielen anderen Schauspielmusiken. Oft retten die Komponisten das Beste aus dem Ganzen und führen es zu einem zweiten Dasein, indem sie es zu selbständigen Stücken zusammenstellen. Edvard Griegs Per-Gynt-Suiten, die der Komponist aus seiner Bühnenmusik zu Henrik Ibsens "Per Gynt" zusammengestellt hat, sind wohl das Bekannteste dieser Art. Helmina von Chézys Schauspiel "Rosamunde, Fürstin von Zypern" geriet 1823 unmittelbar nach der ersten Aufführung in Vergessenheit, Schuberts schönste Sätze aus der Bühnenmusik sind unsterblich geblieben.
Das Kernstück von Beethovens Bühnenmusik zu "Egmont", die Ouvertüre, ist mehr als eine Vorbereitung auf das Kommende, auf das tödlich endende Drama. Sie enthält, auf das Wesentliche konzentriert, bereits alles, was im Schauspiel noch folgt: die Leiden des gequälten Volkes, Resignation und Sich-Aufbäumen gegen die Unterdrücker, zarte Momente des Hoffens und des Liebens und schließlich die überwältigende "Siegessymphonie", die mit ihrem alles überbietenden Jubel den Sieg der Freiheit verkündet.
Wolfgang Amadeus Mozart, Klarinettenkonzert A-Dur KV 622
Es ist unglaublich, wie unverändert vital Mozarts schöpferische Energie gerade in den letzten Monaten vor seinem allzu frühen Tod am 5. Dezember 1791 war. Im Juli schrieb er für Emanuel Schikaneder die "Zauberflöte", die sogleich ein ganz großer Erfolg wurde. Wenige Wochen vorher hatte er das unvergleichliche "Ave verum corpus" komponiert (am 18.Juni). Mitte August beauftragten ihn die böhmischen Stände in Prag, für die Krönungsfeier des Kaisers eine Große Oper, "La Clemenza di Titus", zu schreiben. Das führte er in 18 Tagen aus, am 6. September fand die Uraufführung unter seiner Leitung in Prag statt.
Bevor Mozart sich an die Komposition des Requiem machte - den Auftrag dazu hatte er im Juli erhalten - schrieb er aber noch das Klarinettenkonzert KV 622, auch dies in kurzer Zeit um die Monatswende September/Oktober.
Was war der Anlaß für die Komposition dieses Werkes? Mozart liebte die Klarinette ganz besonders und er fand in dem Klarinettisten Anton Stadler einen kongenialen Interpreten. Bereits im Herbst 1789 war für Stadler ein Quintett für Klarinette, 2 Violinen, Viola und V.-Cello entstanden und der Komponist nannte es ausdrücklich "des Stadler´s Quintett". Heute zählt das Klarinetten-Quintett KV 581 zu den Perlen der Kammermusik.
Stadler war nicht nur der großartige Interpret, er bemühte sich auch um die Weiterentwicklung seines Instruments, es ging ihm vor allem um das Bassetthorn, eine Altklarinette, die Mozart in mehreren seiner Werke dieser Zeit einsetzte, auch in seinem "Requiem. Möglicherweise geht die Komposition des Klarinettenkonzertes auf das freundliche Drängen Stadlers zurück. Wenn es um das Lieblingsinstrument, die Klarinette ging, war Mozart sicherlich leicht zu überreden.
Die Orchesterbesetzung des Werkes ist kammermusikalisch klein gehalten. Neben den Streichern spielen lediglich 2 Flöten, 2 Fagotte und 2 Hörner, und auch diese immer nur in den Tuttiteilen, wenn das Solo-Instrument pausiert.
Eine ausführliche Einleitung des Orchesters eröffnet den 1. Satz. Wenn die Klarinette dann erscheint, in Takt 57, schweigen nicht nur die Bläser, auch die Streicher sind immer wieder reduziert, um dem Solisten allen Raum zu gewähren. Die Klarinette spannt weite melodische Bögen, durchmißt den Tonraum in perlenden Läufen von der tiefsten Lage - in der sie ihren wunderbar sonoren Klang ausspielen kann - bis in höchste Höhen, immer wieder von anfeuernden Tuttieinwürfen des Orchesters abgelöst.
Es fällt schwer, den traumhaft schönen 2. Satz mit nüchtern analysierenden Worten zu beschreiben. Die himmlische Melodie der Klarinette ist ausgesprochen schlicht, ein achttaktiges kleines Lied. Wenn das Orchester dies im Tutti wiederholend entfaltet, übernehmen die Hörner die Melodie und färben es auf wunderbare Weise. Im zweiten Teil des Themas - wieder acht liedhafte Takte - entspinnt sie ein zartes Wechselspiel zwischen Violinen und Klarinette. Auch das übernimmt das Orchester im Tutti. Der Mittelteil des Satzes gibt dem Solo-Instrument bei aller lyrischen Ruhe die Möglichkeiten, sich virtuos zu entfalten: in der tiefen Lage in klangvollen Figurationen, in chromatischen Läufen bis in die höchste Höhe. Nun erscheint wieder das Thema das Anfangs, diesmal im "piano". Ein ruhiger Abgesang der Klarinette beschließt den Satz.
Der 3. Satz, ein Rondo, gibt dem Solisten besonders zwischen den Teilen, die das Thema wiederholend enthalten, alle speziellen Möglichkeiten seines Instruments auszuspielen. Im Wechselspiel mit dem Orchester steigert sich dies immer weiter, wird immer rasanter bis zu dem grandiosen Schluß.
Ludwig van Beethoven. 7. Symphonie op.92
Die erste Aufführung
Am 8. Dezember 1813 gab es in Wien ein Konzert, das von zwei neuen Werken Beethovens geprägt war. Der Zulauf war so groß, daß das Ganze vier Tage später wiederholt werden mußte. Das ungemein lebhafte Interesse galt aber nicht in erster Linie der 7. Symphonie, die hier erstmals in der Öffentlichkeit erklang, sondern dem gerade entstandenen "Wellingtons Sieg bei Vittoria". Am 21. Juni 19813 hatte der britische General Wellington das französische Heer bei Vittoria geschlagen und damit die Herrschaft Frankreichs in Spanien beendet.
Dieses Ereignis wurde nun von Beethoven in einem riesigen Schlachtengemälde musikalisch ausgemalt, und damit elektrisierte der Komponist die Wiener. Sie atmeten gerade auf, - und mit ihnen ganz Europa - weil die Herrschaft Napoleons sich dem Ende zuneigte. Auch Wien hatte unter der Besetzung durch seine Heere gelitten. In dieser Situation sprach ihnen ein Werk, das die Niederlage der Franzosen feierte, aus dem Herzen. Der Jubel über den Sieg, die Erleichterung über das Ende der Fremdherrschaft kannten keine Grenzen. In dieses Konzert strömten vor allem die Patrioten, man wollte den Sieg über die Feinde auch im musikalischen Glanz feiern. Unter Kennern von Beethovens Musik wurde natürlich die neue Symphonie des Meisters sehnlichst erwartet, aber diese waren am 8. Dezember durchaus in der Minderzahl.
Bei der Aufführung standen sich auf den Emporen der Universitätsaula zwei große Orchester gegenüber: hier die Franzosen, dort die Engländer. Man hörte die Truppen aufeinander zumarschieren, Trompetensignals schmetterten, die Nationallieder erklangen. Dann tobte die Schlacht, man hörte Kanonendonner, prasselndes Gewehrfeuer und schließlich jubelnde Siegeshymnen. Für alle prominenten Musiker der Stadt war es eine Ehre und ein Vergnügen, bei diesem spektakulären Ereignis mitzuwirken: Giacomo Meyerbeer, Louis Spohr, Anton Salieri - um nur einige zu nennen. Sie schlugen die große Trommel, wirkten als Subdirigenten oder als Violinisten mit.
"Wellingtons Sieg bei Vittoria" war sehr schnell entstanden, es gehört zu den Werken Beethovens, die zu Recht in seiner recht drastischen Direktheit bald der Vergessenheit anheim fielen. Der Komponist aber wurde damit ungemein populär, viel mehr, als durch seine großen Werke, die wir heute noch verehren.
Unter den weiteren Novitäten des Abends war, neben einigen Märschen von Wiener Zeitgenossen, auch die 7. Symphonie - eines der ganz großen Werke des Komponisten. Diese war in ihrer Komplexität für ein weit spezielleres Publikum von Kennern und Liebhabern gedacht. Nun wurde sie mit in den Strudel der nationalen Begeisterung hineingezogen. Das tat beiden gut, den kenntnisreichen Verehrern der Kunst Beethovens wie den weitaus zahlreicheren Patrioten, die sicherlich nie ein Konzert besucht hätten, um eine Symphonie des Meisters zu hören.
Das Werk
Die 7. Symphonie - heute eines der beliebtesten Werke des Komponisten - hat kein Programm wie die "Pastorale" mit ihrer liebevollen Schilderung des Landlebens, oder den heroischen Auseinandersetzungen der Fünften, die vom härtesten Kampf "Durch Nacht zum Licht" führt. Es wird auch kein Held gefeiert, wie in der 3. Symphonie, der "Eroica".
Hier herrscht die tänzerische Bewegung, der Rhythmus, der in immer neuen Gestalten alle Sätze prägt, bis er schließlich, alles hinter sich lassend, dem furiosen Schluß zustrebt. Wenn man überhaupt eine programmatische Idee für die Siebte Symphonie formulieren wollte, dann könnte man an Richard Wagner denken, der Beethovens 7. Symphonie eine "Apotheose des Tanzes" genannt hat.
I. Poco sostenuto - Vivace
Die langsame Einleitung ("Poco sostenuto") - breiter angelegt als in allen bisherigen Symphonien des Komponisten - führt nach einer großen Steigerung zu einem kantablen Thema, das von den Holzbläsern unter Führung der Flöte vorgetragen wird. Dann beruhigt sich die Bewegung immer mehr, sie gerät schließlich ganz ins Stocken, es wird immer leiser, immer weniger Instrumente spielen noch, man glaubt, die Zeit bliebe stehen, bis sich aus diesem tastenden Weiterklingen das wunderbar heitere Thema des "Vivace" entwickelt. Hier gibt es kein Ringen mit dunklen Mächten - ob im Inneren oder von außen kommend. Der strahlende Glanz im gelösten 6/8-Takt beherrscht den ganzen weiteren Satz, in immer neuen Varianten, mit immer neuen Aufschwüngen: tänzerisch, mit großangelegten Steigerungen bis zum strahlenden Abschluß.
II. Allegretto
In der üblichen Satzreihung einer klassischen Symphonie folgt in der Regel nach dem großen Eröffnungssatz ein langsamer. Das will aber hier, bei der Siebenten, nicht so recht passen. Die Tempobezeichnung lautet nämlich "Allegretto", also: "kleines Allegro", "weniger als Allegro", "mehr als Andante"?
Wie auch immer: ein ganz einfaches Motiv entwickelt sich zu einem Thema und prägt nicht nur den Anfang, sondern über weite Strecken den Satz: lang-kurz-kurz. Die tiefen Streicher entwickeln daraus ein Thema, zunächst nur die Bratschen, Celli und Kontrabässe. Dann treten auch die 2. Violinen dazu. Mit ihnen erscheint ein weiteres, ein schmiegsames Thema, das nun - wie ein Kontrapunkt - stets zusammen mit dem pochenden Anfangsmotiv erklingt. Schließlich treten auch die Bläser dazu und steigern das Doppelthema gleich ins stolze Fortissimo. Ein deutlicher Kontrast entsteht, wenn sich die Musik von Moll nach Dur wendet und die Klarinetten ein lyrisches Thema einführen. Aber auch jetzt bleibt im Hintergrund immer das pochende, pulsierende Anfangsmotiv bestehen.
Hier zeigt sich wieder einmal die großartige Fähigkeit Beethovens, ein ganz schlichtes Motiv immer wieder neu zu beleuchten, in stets anderen Zusammenhängen der Orchesterfarben umspielend zu variieren, vom Intim-Zurückhaltenden bis zum pathetischen Auftritt zu steigern.
III. Presto - Assai meno presto
Das Scherzo mit seinem rasant dahinstürmenden Presto lebt immer wieder vom schnellen Wechsel der Bläser mit den Streichern. Plötzliche Fortissimo-Schläge zwischen den Pianissimo-Passagen treiben die Bewegung stets erneut an.
Das Trio ("Assai meno Presto", also: "sehr viel weniger Presto") ist angeblich einem österreichischen Wallfahrtsgesang nachgebildet. Es gehört fast ganz den Holzbläsern. Erst wenn es zu hymnischen Steigerungen führt, ist das volle Orchester beteiligt und erstrahlt im hellen Glanz. Vor der Rückführung zum Presto beruhigt sich das Orchester immer mehr und wird schließlich im dreifachen piano auf die Streicher reduziert, um dann um so wirkungsvoller ins Presto zurück zu kommen. Das ist ein ähnlicher Vorgang, wie im ersten Satz beim Übergang von der Einleitung zum schnellen Hauptteil, wenn er auch hier sich nur kürzer darstellt. Nach der Wiederholung des Hauptteils wird das Trio noch einmal wiederholt und daran schließt sich erneut der Hauptteil an. Zum Abschluß scheint das Trio noch ein weiteres Mal zu beginnen. Nach wenigen Takten aber beendet der Komponist dies mit einigen energischen Fortissimoschlägen.
IV. Allegro con brio
Der letzte Satz läßt alles hinter sich, was bisher an tänzerischem Schwung, an rhythmischer Akzentuierung erklungen ist. Bereits die beiden eröffnenden Fortissimoschläge werden jeweils von einem Pausentakt unterbrochen, um ihre Ankündigungsbedeutung zu verstärken. Dann folgt das achttaktige Thema der Streicher, das von den Bläsern mit sforzato-Akkorden, also mit besonders scharfen Einwürfen befeuert wird. Diese aber erfolgen auf der jeweils unbetonten Taktzeit. Das erhöht die vorantreibende Wirkung noch einmal ungemein. Ein zweites Thema erklingt. Die Durchführung zeigt die Themen stets in anderen Zusammenhängen, aber immer wieder löst das Orchester sich von allen melodischen Bindungen und treibt ekstatisch den Rhythmus immer weiter bis ans berauschende Ende.